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Job Hansen

Groningen 1899 - Groningen 1960

Jacob Gerard (Job) Hansen wurde 1899 in Groningen geboren. Schon in jungen Jahren zeigten sich seine künstlerischen Ambitionen, doch letztlich entschied er sich für eine ganz andere Laufbahn. Nach der Höheren Handelsschule fand er 1920 in Amsterdam eine Anstellung als Auslandskorrespondent bei einem Holzhandel (der Maatschappij tot Exploitatie van Fijnhouthandel & Stoomzagerij). Er wohnte in einem möblierten Zimmer, in demselben Haus wie Johan Dijkstra. Auch Jan Wiegers lernte er dort kennen. 1922 kehrte er nach Groningen zurück und arbeitete als Bauzeichner beim Architekturbüro von Evert van Linge. Für die aktuellen Entwicklungen in Sachen Architektur las Job Hansen unter anderem die Avantgardezeitschrift De Stijl. Sein erstes Bauprojekt bestand aus zwei Wohnungen in Leiden, in denen sein Interesse für De Stijl klar zum Ausdruck kam. 1930 entwarf er das Wohnhaus für Ekke Kleima in Warffum. Die meisten seiner Bauvorhaben wurden vor dem Zweiten Weltkrieg realisiert.

Job Hansen, Blauwbörgje, Sammlung Stichting De Ploeg
Job Hansen, Blauwbörgje, Sammlung Stichting De Ploeg

Künstlergruppe De Ploeg

1923 schloss sich Hansen der Künstlergruppe De Ploeg an. Obwohl er nicht zu den malenden Mitgliedern gehörte, verschafften ihm sein großes Wissen und sein Interesse an der modernen Malerei innerhalb der Gruppe bald großen Respekt. Er schrieb mehrere pamphletistische Texte für Ploeg-Kataloge und 1923 arbeitete er an Werkmans Avantgardezeitschrift The Next Call mit. 1924 erschien die von Werkman gedruckte Ploeg-Publikation Teekeningen mit Zeichnungen von Jan Wiegers, Jan Altink und Hendrik Werkman sowie eigenen Texten. In seinem charakteristisch knappen Schreibstil skizzierte er die Groninger Kunstszene, das kreative, persönliche Wesen der Zeichnung und er erörterte anhand der Zeichnungen seine Sichtweise zu Wiegers‘, Altinks und Werkmans Kunstschaffen.

Pictura

1924 bildeten Job Hansen und Siemon Steenmeijer den Zulassungsausschuss für die jährliche Ploeg-Ausstellung in den Räumen des Kunstfördervereins Pictura. Der Mut der Jury, nur Werke von Ploeg-Modernisten zu wählen, resultierte rückblickend in die bedeutungsvollste und freimütigste Ausstellung in der Geschichte von De Ploeg, führte aber zugleich zu heftigen internen Konflikten. Dass der Vorstand nicht bereit war, die Organisation Richtung Moderne weiterzuentwickeln, veranlasste Job Hansen 1925 dazu, De Ploeg zu verlassen.

Freilichtmalerei

Als sich Evert van Linge 1927 aufgrund fehlender Aufträge gezwungen sah, Job Hansen zu entlassen, beschloss dieser, sich auf seine erste Liebe zu konzentrieren: die Malerei. Mit Jan Altink zog er fast täglich ins Freie, um die Landschaft zwischen Reitdiep und Boterdiep zu malen. Angeregt von Altinks impressionistischer Maltechnik jener Tage verwendete Hansen stark mit Benzin verdünnte Ölfarben und eine Palette atmosphärischer Farbtöne. Rasch entwickelte er eine Sicht und Herangehensweise, die seine Arbeiten von denen Altinks und anderer Groninger Kollegen stark unterschied. Anders als sie, trug er seine Farben nicht auf saugfähigen Bildträgern auf, sondern auf weiß grundierten Sperrholztafeln, auf denen sich jeder Pinselstrich in durchscheinende Farbwolken verwandelte. Weil die Technik der Aquarellmalerei ähnelte, erfand Hendrik Werkman für sie das Wort “Benzinrell“. Zwischen 1929 und 1933 wandte Hansen diese Technik an. In späteren Jahren setzte er sie in Kombination mit unverdünnten Ölfarben ein.

Job Hansen, Paterswoldse Meer, Sammlung Stichting De Ploeg
Job Hansen, Paterswoldse Meer, Sammlung Stichting De Ploeg

Noorderplantsoen

Malte Hansen zunächst in der freien Natur, so arbeitete er nach 1933, als er mit seiner Familie in die Grachtstraat gezogen war, zunehmend drinnen. Die Dachkammer im ersten Geschoss des kleinen Wohnhauses ließ er zu einem Atelier mit Blick auf den Park Noorderplantsoen umbauen. Dort malte er unter ständig anderen Witterungsbedingungen oftmals seinen Ausblick auf den Park, den Teich und die benachbarten Häuser. 1934 wurde er erneut Mitglied von De Ploeg. Obwohl Hansen sich in den 1930er-Jahren vom Freilichtmaler zu einem Ateliermaler entwickelte, blieb die direkte Beobachtung der Ausgangspunkt seiner Arbeit, und wie bereits im Freien, ließ er sich von Impressionen, oder besser gesagt Empfindungen, von Licht und Farbe inspirieren.

Nachkriegsjahre

Nach dem Zweiten Weltkrieg erneuerte Job Hansen seine Ploeg-Mitgliedschaft nicht. In den ersten Nachkriegsjahren war er insbesondere mit Werkmans Familie und dessen Vermächtnis beschäftigt. Sein großes Engagement für Werkmans Kunst brachte ihn in Kontakt mit Willem Sandberg, dem Direktor vom Stedelijk Museum in Amsterdam, der seine Arbeit sehr schätzte.

Moderne Richtungen

In den 1950er-Jahren knüpfte Hansens experimentelle Malerei fast selbstverständlich an moderne Richtungen an, die die Freiheit der bildgebenden Mittel proklamierten. Seine Farben wurden kräftiger, seine Formensprache skizzenhafter und seine Technik expressiver. So sehr sich seine Bilder in Richtung eines lyrischen, gegenständlichen Expressionismus bewegen mochten, so blieben sie in jenen Jahren zugleich impressionistisch.

Ausstellungen

Ein Durchbruch für Hansen war die große Schau, die Willem Sandberg 1953 im Stedelijk Museum in Amsterdam kuratierte. Hansens Bilder waren anschließend auf vielen wichtigen Ausstellungen moderner Malerei vertreten und fanden nicht nur in Sandberg, sondern auch in Jos de Gruyter, dem Direktor des Groninger Museums, und Hans Paalman, dem Direktor des Stedelijk Museums in Schiedam, Unterstützer. 1956 war er im Prinsenhof in Delft auf einer Ausstellung über moderne Kunst zu sehen. In demselben Jahr nahm er an 35 Jahre moderne Kunst in Groningen im Groninger Museum teil, die Jos de Gruyter initiiert hatte. 1957 war er erstmals im Ausland zu vertreten, in Krefeld. 1960 nahm Hansen an einem Wettbewerb zur aktuellen Malerei teil und erhielt dafür eine ehrenvolle Erwähnung. Damit einher ging die Ausstellung Kunst unserer Zeit. Europäische Gemeinschaft – Marzotto Preis mit Stationen in Valdagno, Mailand, Brüssel, München und Paris. Kurz darauf starb Job Hansen. Nach seinem Tod folgten Retrospektiven im Stedelijk Museum Schiedam (1960), im Groninger Museum (1960, 1989, 1997), in De Beyerd, Breda (1998) und im Museum Belvédère, Heerenveen (2008).

Literatur

Text: Han Steenbruggen

Cees Hofsteenge, De Ploeg 1918-1941, De hoogtijdagen. Groningen: Benjamin & Partners 1993. Henk van Os, Job Hansen. Avantgardistisch schilder, architekt en pamflettist in Groningen. Groningen: Wolters-Noordhoff / Forsten 1989. Han Steenbruggen (red.), Job Hansen - door de wind getekend, door het licht gekleurd, Catalogus bij de tentoonstelling 28 september - 19 november 1997. Groningen: Groninger Museum 1997. Han Steenbruggen, 'Grachtstraat 42', Afslag Noord, no. 2, 1997, p. 3-7. Han Steenbruggen, Grachtstraat 42. Het klein schildersobservatorium van Job Hansen, Heerenveen: Museum Belvédère, 2008. Adriaan Venema, De Ploeg 1918-1930, Baarn: Het Wereldvenster 1978.