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Überblick
Ausstellung

Die Sammlung des Groninger Museums

Yin Xiuzhen, Portable City Groningen, erworben mit Unterstützung von VVGM und BankGiro Loterij
Yin Xiuzhen, Portable City Groningen, erworben mit Unterstützung von VVGM und BankGiro Loterij
Aktuell bis Sonntag 21. September 2025

Lernen Sie Aletta Jacobs kennen, porträtiert von Isaac Israëls, reisen Sie durch den Expressionismus der Groninger Künstler von De Ploeg und lassen Sie sich von auffallenden wechselnden Präsentationen überraschen. In der Schatzkammer strahlt Ihnen die große Sammlung Groninger Silbers entgegen, mit einer Miniatur des Martinitoren als Blickfang. Im Meisterwerkensaal werden Gemälde aus dem 17. Jahrhundert gezeigt. Natürlich fehlen auch die Groninger Geschichte und Kultur nicht. Die letzten Säle sind der (inter)nationalen modernen Kunst, Mode und Design gewidmet.

Schönheit und Widerstand
Schönheit und Widerstand

Schönheit und Widerstand

Queerness ist mehr als nur ein Wort, es ist eine Art zu leben. Queerness umarmt die Vielfalt und lädt ein, das „Anderssein“ zu ergründen. Anders als die traditionellen Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität oder Identität, frei von Schubladen und Regeln. 

Anders zu sein bedeutet im historischen Kontext der westlichen Welt: nicht-weiß, nicht-heterosexuell, nicht-westlich. Die Diskriminierung solcher Menschen und Gemeinschaften ist auch heute noch weit verbreitet. 

In diesem Raum sind Arbeiten von Künstler*innen zu sehen, die Queerness in den Fokus rücken und wertschätzen. Das Groninger Museum bat The Pink Cube, eine Organisation für queere Kunstgeschichte aus Groningen, sich über zwei der hier ausgestellten Kunstwerke Gedanken zu machen.

Die Kunstwerke experimentieren jeweils mit Gender und Sexualität. Mehrere Künstler*innen verwenden z. B. Make-up und Kleidung, um mit den gängigen Ideen von Männlichkeit und Weiblichkeit zu spielen. Andere verzichten auf erkennbare Merkmale wie Gesichter und schaffen so Raum für eigene Interpretationen von Identität. 

Queerness ermöglicht Möglichkeiten ohne Einschränkungen. Auch wer sich nicht als queer bezeichnet oder wem die queere Welt eher fremd ist: Letztlich geht es um die Schönheit des Lebens. Das Groninger Museum ist stolz, Teil des IHLIA Queer History Month 2025 zu sein.

Hussein Chalayan
Hussein Chalayan

Hussein Chalayan

Mode ist mehr als edle Outfits, mehr als ein Kleid, eine Hose, eine Bluse oder eine stilvolle Kollektion auf dem Laufsteg. Mode transportiert Ideen. Das belegt nicht zuletzt der Modeschöpfer Hussein Chalayan, dessen Arbeiten Sie in diesem Raum sehen. Er nutzt seine Shows als Bühne für gesellschaftliche und politische Statements.

In seiner Kollektion „Panoramic" etwa geht es um die Sprache und darum, wie sie zur Selbstverwirklichung beiträgt oder diese verhindert. Mit ihrem anonymen Charakter machen die bewegungseinschränkenden Entwürfe das gut sichtbar. So wie das Fehlen der richtigen Worte die eigene Identität einschränkt, schränkt Chalayan den Körper ein. „Manifest Destiny" dahingegen hinterfragt rigide westliche Schönheitsideale. Durch gezieltes Wegschneiden des Stoffs will Chalayan den Körper befreien und entmystifizieren. Und mit „Before Minus Now" erkundet er, inspiriert von der Gebirgserosion, das Verhältnis von Technologie und Natur.

Chalayan zeigt, dass man mit Mode zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen kann. Kleidung ist nicht nur etwas, das man trägt, sondern auch Ausdruck der eigenen Identität und Haltung.

Die Präsentation wird ergänzt um Werke aus der Sammlung des Groninger Museums: Vasen der Keramikerin Mieke Blits und Porträts des Fotografenduos Anuschka Blommers & Niels Schumm. Auch bei ihnen stehen Themen wie Identität, Anonymität und westliche Schönheitsideale im Mittelpunkt.

Joana Schneider - Otherworldly, If you know who she is it's time for botox, foto: Pim Top
Joana Schneider - Otherworldly, If you know who she is it's time for botox, foto: Pim Top

If You Know Who She Is, It’s Time for Botox

In den 1990ern war Polly Pocket ein beliebtes Kinderspielzeug. Viele Mädchen spielten hingebungsvoll mit der Minifrau in Puderdose. Die geschlechtsspezifische Figur spiegelt ein tief verwurzeltes Ideal von Schönheit und Jugendlichkeit wider. Ein Meme inspirierte Joana Schneider zu der Installation: der Algorithmus ihres Instagram-Feeds zeigte ihr eine Abbildung von Polly Pocket mit dem Text: „If you know who she is, it’s time for Botox“ / „Wenn du weißt, wer das ist, ist es Zeit für Botox.“ Schneider vergrößerte die winzigen Kleidungsstücke auf menschliche Proportionen. Wie schon in Otherworldly sind ausgediente Fischerseile ihr Ausgangsmaterial. Während die Seile in Otherworldly Rauheit repräsentierten, umwickelte sie diese für die Polly Pocket-Serie mit glänzend rosa, violettem und blauem Garn. Daraus rekonstruierte sie anschließend die Kleidung, Möbel und Wandteppiche aus Pollys Spielwelt. Das Ergebnis erinnert an Schicht für Schicht aufgebaute Objekte aus einem 3D-Drucker. Diese Arbeit mit ihrem zynischen Titel regt zur Diskussion über Körper, Geschlechterrollen, Wahrnehmung und den Einfluss plastischer Chirurgie auf junge Erwachsene an – ein Thema, an dem auch dieses Spielzeug Anteil gehabt haben dürfte. Zudem verweist die Serie auf die ästhetische Erfahrung zwischen digitalem und offline Leben. Das Museum zeigt das Werk erstmals seit dem Erwerb 2023, den ein großzügiger Beitrag des Mondriaan Fonds ermöglichte. 

Außer If you know who she is, it’s time for Botox ist im Oval West Joana Schneiders Installation Otherworldly zu sehen.